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Du kommst hier nicht rein: PHMB

Wie findet man PHMB in der INCI-Liste?

Polyhexamethylene Biguanide (PHMB) verbirgt sich auch hinter den Bezeichnungen Polihexanid, Polyaminopropyl Biguanide, Poly(iminocarbonylimidoyl- iminocarbonylimidoylimino-1,6-hexandiyl)-hydrochlorid, Polyhexamethylenbiguanid, oder Handelsnamen wie Baquacil, Cosmocil CQ und Vantocil.

Was ist PHMB eigentlich?

PHMB ist eine farblose, geruchlose Lösung. Chemisch setzt sie sich aus Kohlenstoff-, Wasserstoff- und Stickstoffmolekülen mit der Summenformel C8H17N5 zusammen.

Was bewirkt PHMB und wo wird es eingesetzt?

PHMB ist in erster Linie ein Antiseptikum zur Wundbehandlung. Vor allem in der Unfallchirurgie gilt es als das am häufigsten eingesetzte Präparat. Insbesondere Wunden, die infiziert sind oder schlecht heilen (zum Beispiel Verbrennungen), werden mit PHMB behandelt.

Die Lösung findet außerdem Einsatz in Flächendesinfektionsreinigern und Kontaktlinsen-Reinigungsprodukten. Zur Schwimmbaddesinfektion ist sie beliebt, weil mit PHMB der übliche Chlorgeruch ausbleibt. Darüber hinaus wird Polyhexanid bis heute als Konservierungsmittel in Kosmetik eingesetzt.

Warum ist PHMB problematisch?

PHMB ist in der Liste der in kosmetischen Mitteln zugelassenen Konservierungsstoffe (Anhang V) der EU-Kosmetikverordnung gelistet. Die Höchstkonzentration für diesen Stoff ist dort mit 0,3 % in der gebrauchsfertigen Zubereitung angegeben. So weit, so gut.

Gemäß Artikel 15 gibt es jedoch Einschränkungen für die Verwendung in kosmetischen Mitteln, wenn eine Zutat als CMR-Stoff (karzinogen, mutagen oder reproduktionstoxisch) eingestuft ist. Das ist seit Sommer 2016 der Fall: Seitdem gilt PHMB als Karzinogen der Kategorie 2. Das macht den Stoff eigentlich zum Einsatz in kosmetischen Mitteln verboten. Das üble Schlupfloch: Er darf trotzdem verwendet werden, weil er vom SCCS, dem wissenschaftlichen Ausschuss der Europäischen Kommission für Verbrauchersicherheit, bewertet und für die Verwendung in kosmetischen Mitteln für sicher befunden wurde. Das war nämlich zunächst der Fall. Doch hier geht der Mummenschanz erst so richtig los: Eine Bewertung durch den SCCS im Jahr 2014 gab an, dass der Stoff doch nicht sicher ist, wenn er als Konservierungsstoff in der höchsten zugelassenen Konzentration (0,3 %) verwendet werden würde. Das stellte PHMB vor das Aus. Nach dem Vorlegen neuer Daten hat der SCCS seine Stellungnahme im April 2017 jedoch überarbeitet und kommt zu dem Schluss, dass die Verwendung in kosmetischen Mitteln (außer Sprays) bis zu 0,1 % als sicher einzustufen ist. PHMB in Kosmetik bleibt also weiter legal, wenn auch in geringer Konzentration empfohlen.

Das eigentliche Ausmaß möglicher Nebenwirkungen machen übrigens die 90-Seiten starken Ausführungen des SCCS deutlich: Über Jahrzehnte hinweg wird nun bereits erforscht, wie sich PHMB in verschiedensten Anwendungen zum Beispiel auf die Haut und Atemwege von Organismen auswirkt. Versuche an unzähligen Mäusen, Ratten, Meerschweinchen, Beagles und am Menschen selbst haben sein Gefahrenpotential längst umfassend belegt. Die Lektüre stimmt traurig, wütend – und zuletzt entsetzt. Es gibt definitiv genügend Gründe gegen Polihexanid.

Unser Fazit

Selbst in Expertenkreisen herrscht große Unsicherheit, was PHMB angeht. Warum man bei all dem Hin und Her trotzdem weiter an diesem Konservierungsstoff festhält, bleibt ein Rätsel.“ Und überhaupt: Ein hochwirksames Antiseptikum in Kosmetika einzusetzen, ist buchstäblich wie mit Kanonen auf Spatzen zu schießen. Für uns ein klares NoGo! Der häufige Einsatz in Intimwaschlotionen, feuchten Reinigungstüchern, dem Trendprodukt Mizellenwasser und als hautmild ausgelobten Babyprodukten ist schlichtweg nicht nachvollziehbar.

Im swr Marktcheck wurden kürzlich übrigens Mizellenprodukte kritisch unter die Lupe genommen und auch PHMB in zahlreichen INCIs konventioneller Varianten entdeckt.

Gut, dass PHMB in echter Naturkosmetik generell nicht erlaubt ist. Schließlich bietet die Natur eine kleine, feine Auswahl sanfter natürlicher Konservierungsmittel, bei denen solch verheerende Nebenwirkungen nicht zu befürchten sind. Und mehr noch: Viele Bio-Beauty-Produkte verzichten dank cleverer Ideen in Sachen Herstellung und Verpackung sogar komplett darauf.